Was ist China?

Am Dienstag den 13.04.2021 referierte Professor Dr. (NTU) Georg Gesk über das erste Thema „Was ist China?“ in der Vortragsreihe China(kompetenzen). Obwohl dies die erste Vortragsreihe von der Studierenden Initiative CIRCLE for Students ist, fand sie bereits einen großen Andrang. Über 70 Interessierte haben am Dienstagabend um 19 Uhr über den universitätsinternen virtuellen Meetingraum „BigBlueButton“ eingeschaltet.

Nach einer kurzen Begrüßung durch, den Moderator und Mitbegründer der Initiative CIRCLE for Students, Alexander Dittberner und einer ebenso kurzen Begrüßung durch den Referierenden Professor Dr. (NTU) Gesk, welcher mehrere Jahre in Taiwan lebte und dort taiwanesisches und chinesisches Recht studierte und seit 2017 den Lehrstuhl für chinesisches Recht an der Universität Osnabrück innehat, begann sein Vortrag „Was ist China?“.

Der Professor leitete das wohl umfangreiche Thema damit ein, dass er
bereits zu Anfang den interessierten Zuhörer*innen mitteilte, dass es unmöglich sei eine einheitliche Antwort auf die Frage „Was ist China?“ zu geben. So wurde aufgeführt, dass die Unmöglichkeit der Beantwortung der Frage bereits bei dem Problem auftritt eine Volksgruppe zu definieren. Dies liege darin, dass innerhalb Chinas 56 anerkannte Nationalitäten bzw. Volksgruppen sich befinden und aus diesem Grund eine einheitliche Definition über die Volksgruppierung bereits unmöglich sei. Danach sollte festgestellt werden, ob die große Frage durch kulturelle Aspekte beantwortet werden könnte. Diese Illusion nahm Georg Gesk zum Teil den Zuhörer*innen. Er machte deutlich, dass China schon als eine Einheit angesehen werden kann und auch sollte, jedoch dürfe man auch nicht aus dem Auge verlieren, dass China ein Konglomerat ist. So dufte China über die Jahrhunderte mehrfache kulturelle Verschmelzungen unterschiedlichster kultureller Ansätze durchleben. Diese Verschmelzungen waren nicht zwangsläufig kriegerisch, sondern waren auch in einigen Fällen gewünscht.

Aus diesem Grund kann man China keine einheitliche ethnische Identität zu schreiben – an dieser Stelle würde man meinen, dass innerhalb des Landes eine hohe Diskriminierung erfolge, jedoch ist das
gegenteilige zu vermerken. So lange die ethnische Identität die Kultur als solche akzeptiert hat, bestehe keine Diskriminierung.
Diese kulturelle Vielfalt lässt sich gut an dem Essen erkennen, wie Professor Georg Gesk hervorhob. Diese Vielfalt versuchte er an einem Gericht mit Kamelhöckern zu verbildlichen: „Wenn wir in Deutschland in ein Restaurant gehen würden, in dem auf der Karte Kamelhöcker angeboten werden, dann würden wir nicht sagen, dass es ein typisch deutsches Gericht sei. Hätte man die gleiche Situation in China, dann würde man sagen, dass es sich um ein ‚typisch chinesisches‘ Gericht handele und das obwohl man nicht in allen Regionen Chinas Kamelhöcker erhalten würde oder hinter Kamelhöckern ein eher arabisches Gericht vermuten würde.

Nach der kleinen kulinarischen Einführung, kam der Referent auf ein Thema, dass einem wesentlichen nicht ganz verständlich sein mag. Es ging um den Pluralismus, welcher seine Grenzen im Monismus wiederfand. Auch wenn eine Unterdrückung innerhalb der chinesischen
Gesellschaft herrscht, darf doch nicht vergessen werden, dass auch große Freiheiten geboten werden, so Georg Gesk.
Es kann grundlegend gesagt werden, dass man innerhalb der intergierten Hierarchiestrukturen viele Freiheiten hat, welche zwangsläufig nicht mit der Vorstellung der Hierarchie vereinbar sind. So kann z.B. offiziell Kritik an bestehenden Zuständen geäußert werden, solange das Bekenntnis zur Gesamtzugehörigkeit nicht in Frage gestellt wird. Diese Vorstellung unterliegt anderen Verhaltensmustern, welche mit westlichen Motiven nicht erfasst werden können.

 

Zuletzt ging Professor Gesk auf das Modernisierungsparadigma ein. Der Wunsch und Drang nach Modernisierung schlug sich bereits unter Deng Xiaoping nieder. So sollte durch kontrollierte Weise versucht werden, eine führende Stellung in der Welt zu erreichen. Dieses Ziel sollte mit Hilfe von Planungen erreicht werden. Man müsste meinen, dass fünf Jahrespläne und der gleichen nicht funktionieren und dass man dadurch keine führende Stellung in der Welt einnimmt. Jedoch hat China das Gegenteil bewiesen. Diese Pläne dienen unter anderem, Ressourcen besser anwenden zu können. So trifft nicht nur in der Produktion Tradition auf Moderne, sondern auch in vielen anderen Bereichen wie Literatur oder Vorbilder.

Den Vortrag schloss der Professor mit den Worten, dass China sehr viel Vielschichter und Pluralistische ist, als wir uns vorstellen und es nicht möglich sei China nur als schwarz oder weiß zu betrachten. So sei es für einen Dialog wichtig, sich vor Augen zu führen, was für den Gegenüber wichtig sei. Ebenso wäre eine Beantwortung der Frage „Was ist China?“ nicht konkret möglich.

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